Der „LADA“: ein Diabetes wie ein klappriges Auto?
Den Vergleich brachte mir einmal ein Herr, bei dem seit einigen Jahren ein LADA-Diabetes bestand – er hatte schon einige Zeit Insulin gebraucht und immer wieder mit schwankenden Zuckerwerten und mit Hypos gekämpft.
Er hat sich meine Erklärungen interessiert angehört und meinte dann ganz trocken:
„Na das passt ja gut – mein nervender Diabetes heißt so wie diese hübschen aber ziemlich klapprigen Autos!“
Was ist LADA-Diabetes?
Vereinfacht gesagt: eine „Sonderform des Typ 1 Diabetes“.
LADA ist eine Abkürzung, für die Bezeichnung auf Englisch:
„Late onset Autoimmune Diabetes in Adults“ (=“spät auftretender Autoimmun-Diabetes der Erwachsenen“
Oder auch: „Latent Autoimmune Diabetes in Adults“ (= „latenter Autoimmun-Diabetes in Erwachsenen“), was ich treffender finde.
Mit altmodischen Autos hats also erstmal nichts zu tun…
Meistens ist s ja eindeutig: Jemand hat Typ 1 ODER Typ 2 Diabetes.
Aber so einfach ist es nicht immer.
Wir wissen: Typ 1 Diabetes kann auch noch im höheren Alter auftreten – Typ 2 Diabetes gibt’s auch schon bei Kindern und Jugendlichen.
Und da irgendwo dazwischen steht dieser LADA:
Eher Typ 1 – aber nicht ganz – und ein bisschen auch wie Typ 2.
So ähnlich wie Typ 1: man findet im Blut meist nur einen Auto-Antikörper, meist den GAD-Antikörper. Viele – aber nicht alle! – Menschen mit LADA-Diabetes brauchen im Verlauf der Krankheit Insulin.
So ähnlich wie Typ 2: Menschen mit LADA-Diabetes haben oft auch erhöhten Blutdruck und erhöhte Fettwertem und auch ein bisschen Insulinresistenz – also wie bei Typ 2 Diabetes.
Wer bekommt LADA-Diabetes?
Alter: meist über 30 Jahre
Gewicht: meist normal oder etwas übergewichtig
Im Labor: oft positiv auf GAD-Antikörper (Glutamat-Decarboxylase-Antikörper)
Blutdruck: manchmal schon bei der Diagnose erhöht
Cholesterin: manchmal schon bei der Diagnose erhöht
„Manchmal“, „meist“ – ja, es ist nicht immer ganz klar…
Was bei der Diagnose noch helfen kann:
- das HbA1c
- der HOMA-Index zum Nachweis einer Insulinresistenz
- das C-Peptid, das uns zeigt, wie gut die Insulin-Produktion in der Bauchspeicheldrüse (noch) funktioniert.
Gut zu wissen: LADA-Diabetes wird im höheren Alter ca. dreimal so häufig diagnostiziert wie Typ 1 Diabetes!
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Wie wird LADA-Diabetes behandelt?
Wie immer am wichtigsten: eine gute Diabetes-Einstellung!
Beim LADA-Diabetes ist dafür so ziemlich alles erlaubt.
Die meisten Menschen mit LADA-Diabetes brauchen zumindest im ersten halben Jahr kein Insulin.
Es geht los mit den allgemein gültigen Empfehlungen für ein gesundes Leben mit Diabetes: gesundes Essen – viel Bewegung – mit Stress gut umgehen lernen.
Und dann richtet man sich ganz nach dem einzelnen Menschen:
Wenn im Blut eher wenig GAD-Antikörper zu finden sind und sonst keine Diabetes-spezifischen Antikörper: dann schaut man sich als nächstes an, wie gut die Insulin-Produktion (noch) läuft – man bestimmt also das C-Peptid. Und wenn das anzeigt, dass noch ausreichend Insulin vorhanden ist, reicht eine Therapie mit Tabletten oder mit GLP1-Analoga (Trulicity, Victoza, Ozempic) in der ersten Zeit oft aus.
Man kann auch gut mit Metformin beginnen oder mit den DPPIV-Hemmern, den „Gliptinen“ ( wie Sitagliptin – Januvia, Saxagliptin – Onglyza oder Linagliptin -Trajenta).
Wie häufig Insulin bei LADA?
Jünger als 45 Jahre bei der Diagnose: 70% der Betroffenen brauchen irgendwann Insulin.
Älter als 45 Jahre bei der Diagnose: nur 40% werden insulinpflichtig.
Also ein doch recht großer Teil der Betroffenen kommt ohne Insulin aus!
Aber: je jünger, je schlanker, je höhere GAD-Antikörper-Werte, je weniger C-Peptid – desto eher wird man „Insulin-pflichtig“.
ACHTUNG: Anzeichen, dass man schnell Insulin braucht
Das sollten Menschen mit LADA-Diabetes wissen: auch wenn es eine Zeitlang gut geht ohne Insulin, kann es plötzlich recht schnell dazu kommen, dass der Körper nicht mehr genug Insulin herstellen kann.
Die Zuckerwerte werden höher!
Eine Steigerung der Medikamente bringt, wenn überhaupt, nur ganz kurz kleine Erfolge - und schon wieder steigt der Blutzucker an!
Dann brauchen Menschen mit LADA -Diabetes SCHNELL Insulin, genau so dringend wie Menschen mit Typ 1 Diabetes!
Die Anzeichen sind genau wie bei Typ 1:
Durst – häufiges Urinieren – Gewichtsverlust – Müdigkeit
Da bitte nicht zuwarten, nicht mit dem Arzt „verhandeln“, um die Insulintherapie rauszuschieben – schnell Insulin akzeptieren und wenn irgend möglich sich in einer Diabetes-Ambulanz betreuen lassen!
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Besonderheiten der Insulin-Therapie bei LADA
Oft funktioniert die Insulin-Therapie genau so gut wie bei „echtem“ Typ 1 Diabetes.
Basis-Insulin + schnelles Insulin zum Essen und zur Korrektur erhöhter Werte oder Insulinpumpe.
Bei manchen Betroffenen ist es schwieriger – sie produzieren doch noch kleine Insulin-Mengen selbst, die Einstellung wird dadurch schwieriger, „wackliger“, bei manchen kommt es recht leicht zu Hypos - deshalb finde ich den Vergleich mit dem Auto Lada so gut!
„Ich wurde jahrelang falsch behandelt!“
Das lese und höre ich immer wieder, oft klingt viel Empörung mit: „Mein Doktor hat mich als Typ 2 fehl-diagnostiziert!“
Naja. Zuerst einmal ist die Diagnose LADA nur so etwas wie eine „Schublade“, in die man gesteckt wird.
Gerade am Anfang kann man LADA oft vom typischen Typ 2 Diabetes nicht unterschieden.
Und anfangs macht es ja auch für die Behandlung kaum einen Unterschied, weil man sich mit der Auswahl der Medikamente IMMER nach dem einzelnen Menschen und seinen Werten richtet.
Aufmerksam werden sollte man immer dann, wenn „irgendwie nichts so richtig funktioniert“ – wenn nach einer Medikamenten-Umstellung die Zuckerwerte wieder schnell ansteigen.
Oder auch: wenn man sich einfach nicht gut fühlt, müde, ausgelaugt, wenn man bemerkt, dass man weniger leistungsfähig, weniger „fit“ ist, wenn man vielleicht auch noch Gewicht verliert.
Da ist es eine gute Idee, den Arzt oder die Ärztin um die Bestimmung der GAD-Antikörper zu bitten und eventuell um die Überweisung in eine Diabetes-Ambulanz.
Es gibt Menschen mit LADA-Diabetes, die sich mit nur geringen Insulin-Mengen zur Unterstützung deutlich besser fühlen, auch in einem frühen Stadium, in dem Insulin von den Laborwerten her noch nicht unbedingt nötig ist.
Also: bei Verdacht im Labor abklären, und wenns wirklich LADA ist und nicht Typ 2: auch mit klapprigen Autos kann man schöne Reisen machen!
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