Alltag mit Diabetes: viele Fragen, ein paar Antworten

Alltag mit Diabetes

lustiges und Trauriges Apfel-Männchen

„Alles ganz easy!“ – ??

Haben Sie das schon gehört?: „Der Alltag mit Diabetes unterscheidet sich in nichts vom Alltag ohne Diabetes! Diabetiker können heutzutage ALLES!“  So ein Spruch kommt manchmal in der Diabetes-Schulung, oder vom Hausarzt, oder von sonst einem Gut-Meinenden Menschen.

zt markt klein

Ganz so einfach ist das nicht!

Was soll ich essen?

Wann soll ich messen?

Wie ist das mit Bewegung, mit Stress,.. ?

An den Diabetes denkt man jeden Tag. Auch – und gerade! – wenn die Zucker-Einstellung grad nicht so ideal ist.
Sie möchten ja gute Zuckerwert haben,aber die vielen kleinen Entscheidungen, die man im Alltag treffen muss, die sind oft nicht grad einfach… Ja:

Die vielen kleinen Entscheidungen

im Alltag machen es aus. Als Diabetiker, als Diabetikerin müssen Sie sich mehrmals täglich entscheiden:

  • Verhalte ich mich jetzt so, dass es meinem Blutzucker gut tut?
  • Oder mache ich es anders, riskiere ich, dass mein Blutzucker „durch die Decke“ geht?
  • Ist es mir das wert?
  • Oder ists mir grad egal?

Sie entscheiden– von Tag zu Tag

Selbst verantwortet. Da steht keiner neben Ihnen, der auf Sie aufpaßt und der Sie nur das tun lässt, was „gesund“ ist für Sie.

fragezeichenSie meinen es ja gut

Dazu kommt noch, dass von allen Seiten Ratschläge über Sie hereinbrechen:
Da sind die Behandlungs-Empfehlungen Ihrer Ärzte.
Da sind die gut gemeinten Tips von Ihren Verwandten, Bekannten. Die Ihnen erzählen: „Bei Tante Frieda war es so:…“ (und dann kommt eine möglichst schauerliche Geschichte aus einer Zeit, in der es die modernen Hilfsmittel gar nicht gegeben hat – Tante Frieda hatte z.B. nie ein Testgerät gesehen…). Gekrönt von der niederschmetternden Mitteilung: „..und lang gelebt hat sie auch nicht!“.

Solche Ratgeber brauchen Sie nicht.

Interessanter sind da schon andere Diabetiker.
Die können nachfühlen wie es Ihnen geht knapp nach der Diagnose, oder im Alltag, oder bei Durchhängern … Mit anderen Diabetikern reden, sich austauschen sich Tipps holen – das ist meist ok, und man kann von erfahrenen Diabetikern einiges für den ganz normalen Alltag mit Diabetes lernen.

Hören Sie also rundherum zu, denken Sie über manches nach. Aber: ob und was Sie davon umsetzten, in Ihren Alltag übernehmen, das liegt ganz bei Ihnen, das entscheiden Sie.

Natürlich sollten dabei die Empfehlungen Ihres Arztes besonderes Gewicht haben!

Im Alltag sind Sie trotzdem alleine:

Beim Essen:

eis tueteBei jedem Essen müssen Sie sich entscheiden – esse ich das, was mir und meinem Zucker gut tut, oder pfeife ich auf die ganzen Diät-Empfehlungen und mache einfach weiter wie vorher?

kirschenWissen Sie eigentlich, was Ihnen und Ihrem Zucker gut tut?
Was haben Sie an Diät-Empfehlungen bis jetzt bekommen?
Leider geistern da noch Empfehlungen aus den 80er und sogar aus den 70er Jahren durch die Schulung von Diabetikern. Machen Sie sich schlau, schauen Sie sich nach einer guten modernen Diät-Beratung um.

Viele der alten „Ver- und Gebote“ gibt es heute nicht mehr.

Es geht eher darum, dass Sie über die Eigenschaften von Nahrungsmitteln gut informiert sind. Ihre Entscheidungen treffen Sie alleine.

Versuchen Sie, die Balance zu finden zwischen „laufen lassen“, sich kaum um Ihren Zucker zu kümmern – und der Überforderung von „ich muss es IMMER richtig machen!“

Niemand macht es „immer richtig!“ Und besondere Gelegenheiten sind besondere Gelegenheiten – Sie entscheiden, ob Ihnen heute das besondere, meist nicht so ganz Diät-gerechte Essen die höheren Werte hinterher „wert“ ist.

Bewegung

Auch so ein dunkles Kapitel für manche – andere machen gerne Sport und haben eher Probleme, zu verhüten, dass ihr Blutzucker dabei allzu tief abfällt.

Sport ist gut für Sie und Ihren Zucker. Immer. Außer, wenn der Zucker böse entgleist ist. Ob und in welchem Ausmaß Sie sich bewegen – das hängt wieder von Ihrer Entscheidung ab. Wenn Sie nicht so gerne Bewegung machen, wird sich öfter die Frage stellen: „Soll ich? Oder lasse ich es heute bleiben“ – auch hier: Sie entscheiden, ob Ihnen die Verbesserung der Zuckerwerte, die Stärkung Ihres Herz-Kreislauf-Systems die Anstrengung wert ist – oder eben nicht.

Stress:

bombe zuendschnurHier ist es ein bisschen anders – meist haben wir wenig Einfluß darauf, ob und wie viel Stress in unserem Leben mitspielt. Wir können nur möglichst gut damit umgehen.

Und ja, auch da kommt Ihnen der Diabetes quer: wenn ein Gesunder einen Streit hat, etwa mit seinem Chef, dann regt er sich auf, wird wütend, sein Blutdruck steigt… beim Diabetiker läuft das ganz genau so ab, aber er wird bei der ganzen Streiterei noch im Hinterkopf mitdenken: „Was macht das nun mit meinem Zucker? Was soll ich tun damit die Werte abends nicht allzu hoch ausfallen?“ Und er wird wieder einmal seinen Zucker messen. Und wenn der hoch ist, sich überlegen, beim nächsten Essen vielleicht etwas weniger Kohlenhydrate zu essen – das alles ist anstrengend!

Testgerät dabei haben

messgeraet orangeUnser Diabetiker oben, der braucht nach seinem Stress mit dem Chef eine Zucker-Messung – das heisst er muss sein Messgerät dabei haben. Wie in vielen anderen Situationen auch – da kommt Essen daher, das man nicht gewohnt ist, da muss man sich plötzlich und unerwartet körperlich viel mehr anstrengen als man vorab meinte, da fühlt man sich eigenartig

Viele Gründe, dass das Messgerät immer dabei ist. Ja, auch das ist eine Belastung. Und nichts ist ärgerlicher, als am Freitag Abend drauf zu kommen, dass man sein Messgerät in der Arbeit hat liegen lassen – wo es nun bis Montag eingesperrt ist! Deshalb sollten Diabetiker möglichst ein Ersatz-Gerät haben.

Dauer-Belastung

Diabetes haben ist eine Dauer-Belastung, die sozusagen immer „neben dem Alltag mitläuft“. Täglich müssen Sie sich entscheiden, wie viel Platz Sie dem Diabetes in Ihrem Leben geben.

Diese Entscheidungen sind Ihre Entscheidungen. Sie entscheiden für sich selbst, wie gut – oder wie weniger gut – Sie sich um Ihren Diabetes kümmern wollen.

blumenstock schmetterlingMenschen an Ihrer Seite

JA, Sie alleine sind verantwortlich für Ihren Diabetes. Aber das ist nicht die ganze Wahrheit. Wenn es einen Menschen an Ihrer Seite gibt, der Sie mag, einen Partner, eine Partnerin: dann sind die indirekt auch von Ihrem Diabetes betroffen. Das lässt sich – leider!– nicht wegzaubern. Und nicht weg-granteln.

Wenn ein Diabetiker seine Zucker-Behandlung allzu lange schleifen lässt, immer mit hohen Werten herumläuft, vielleicht auch noch ablehnend, grantig, aggressiv auf Nachfragen des Partners reagiert: dann wird das das Zusammenleben massiv belasten.

Denn Partner haben Angst, Angst vor Spätschäden, vor Hypos –manchmal scheinbar mehr als der Diabetiker selbst. Denn in späteren Jahren ist man eben nicht nur „für sich selbst“ krank oder behindert – das betrifft den Partner ganz massiv. Auch diese Gedanken laufen in die Alltags-Entscheidungen mit hinein…

Es geht -und es geht gut!

Mit Diabetes leben ist also nicht immer einfach. Aber durchaus machbar, es gibt viele Diabetiker, die trotz ihrer Erkrankung die absonderlichsten Berufe haben, tolle und ungewöhnliche Hobbys, die Sport betreiben,..

Für Sie als Diabetiker heisst das: eine gute Balance finden. Dazu gehört auch, sich gut um sich selbst zu kümmern. Diabetes haben ist ein guter Grund, sich mehr ums Gleichgewicht im Leben, mehr um Schönes, um Entspannung zu kümmern, um alles was Ihnen gut tut. Ihnen und vielleicht auch Ihrem Partner….

Alles Gute dafür!


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