Ernährungs-Beratung bei Diabetes - Zuckertante.at

Ernährungs-Beratung bei Diabetes

Brathuhn

„Jetzt darf ich gar nichts mehr essen!“ – – – „NIE wieder Süßigkeiten!“ – – – „Nur Salat zu Weihnachten?“— „Was soll denn das sein: Ernährung bei Diabetes?“

brathuhnDas sind  so die Gedanken, die bei vielen auftauchen, wenn sie die Diagnose Diabetes hören. Ganz verschiedene Essens-Empfehlungen schwirren herum: Low Carb, Low Fett, kein Zucker, und wie ist das mit den BE?

Von der Zuckertante gibt’s hier einem ersten kurzen Überblick für frisch entdeckte Diabetiker. Und für alle, die sich wieder einmal ein bisschen informieren wollen!

Mit Broteinheiten, mit BE  (in manchen Teilen Deutschlands: KE) rechnen brauchen Sie nur, wenn Sie Insulin spritzen – und zwar, wenn Sie Insulin auch fürs Essen spritzen, also Mischinsulin oder schnelles Insulin. Um BE geht es hier also (noch) nicht.

1. Auf jeden Fall sinnvoll

Weißen Zucker meiden

Sie wissen jetzt, dass Ihr Körper ein Problem damit hat, Zucker zu verarbeiten, also:

kaffeetasse dampfendkein Zucker in Kaffee und Tee – aber gerne Süßstoff

(Süßstoff: damit müssen Sie es halten, wie Sie wollen – manche Leute sind von der Schädlichkeit, viele von der Harmlosigkeit von Süßstoffen überzeugt – und jede Seite präsentiert „eindeutige“ Studien. Die Zuckertante findet Süßstoffe hilfreich.)

keine „süßen Saftln“ wie Cola, Fanta… aber gerne die „Light-“ oder „Zero“-Varianten

sich daran zu halten, ist für jeden Diabetiker sinnvoll und hoffentlich nicht sooo schwer

2. Was soll ich trinken?

Wasser, Mineralwasser, Kaffee, Tee ohne Zucker ( Eistee gibts auch zuckerfrei!), Light- und Zero-Getränke, wenn Sie künstliche Süßstoffe verwenden

Fruchtsäfte

obstmaennchen birneNaja. Die enthalten den Zucker vom Obst, aus dem sie gemacht sind. Den Fruchtzucker. Der ist immer drin, auch wenn draufsteht, dass „kein Zucker zugesetzt“ wurde. Zu viel Fruchtzucker schadet der Leber.

Außerdem: man braucht viel mehr als ein Kilo Orangen, um daraus einen Liter Orangensaft zu pressen. Und wie schnell ist so ein Liter Obstsaft getrunken! Da ist es viel besser, ein oder zwei Orangen oder Äpfel zu essen, mit dem Fruchtfleisch, der Apfelschale.

Wenn schon Obstsaft, dann eher nicht mehr als 1/4 Liter, gerne aufgespritzt. 1/8 l Apfelsaft aufgespritzt auf 1/2 Liter mit Mineralwasser schmeckt noch gut nach Apfel und enthält nicht so viel Fruchtzucker.

Dicksäfte

früher bestanden die aus Zucker und Farbe. Und wurden in der Ernährungsberatung bei Diabetes „verboten“. Heute gibt es gute, zuckerfreie z.B. in Österreich von der Firma Rauch.

Alkohol

Bier

wird gemacht aus: „Hopfen und Malz“. Malz ist gerösteter Zucker. Wenn schon Bier, dann das „echte“, eher nicht das ohne Alkohol – denn das ist ein reines „Zucker-Gschloder“ und enthält ähnlich viel Zucker wie echtes Cola (außer natürlich, Sie möchten keinen Alkohol trinken, dann kann ein Glas Alkohol-freies Bier eine gute Möglichkeit sein, eher 1/4 statt 1/2 Liter).

Alkohol senkt kurzfristig (!) den Zuckerspiegel.

Wein:

weinglas1gegen ein schönes Glas Wein zum Essen hin und wieder gibt es gar nichts zu sagen. Gute Weine enthalten nicht viel Zucker, Ausnahmen sind etwa Trockenbeeren-Auslesen, Dessertweine – aber wann trinkt man die schon? Wenns mehr wird: bei größeren Mengen Alkohol wird die kurzfristig zuckersenkende Wirkung des Alkohols wichtig.

Wir empfehlen in Wien immer: „Beim Heurigen zum dritten Viertel Wein unbedingt ein Stück Topfenstrudel oder ein Brot!“. Das gilt aber nur, wenn Sie Medikamente nehmen, die den Insulinspiegel erhöhen, also Sulfonylharnstoffe oder Insulin selbst. Im Zweifel bitte bei den Medikamenten nachsehen!

Schnäpse, Liköre, Cocktails:

eher nicht – Liköre können erstaunliche Mengen Zucker enthalten!

Milch

ist eigentlich kein Getränk- es ist ein feines Nahrungsmittel für Kälbchen, die schnell große starke Stiere werden sollen. Soll heißen: enthält viele Kalorien, sehr leicht verdauliche Fette. Und ein wenig Milchzucker.

3. Gemüse, Salat

gemueseTomaten, Gurken, Salat, Mangold, Spinat, Kohlrabi, Karfiol (Blumenkohl), Pilze, Broccoli, Fisolen (Stangenbohnen, Brechbohnen)… so viel Sie nur mögen, ohne Limit.

Ausnahme: Zuckermais – ein bisschen davon im Salat ist kein Problem, größere Mengen eher nicht essen.

Bohnen, Linsen, Hülsenfrüchte:

enthalten Stärke, die im Körper zu Zucker abgebaut wird. Das geschieht aber so langsam, dass man das beim Essen kaum beachten muss. In Beilagen-Portionen bedenkenlos. Gute Sattmacher und  besonders wertvoll, wenn Sie vegetarisch essen.

4. Obst

enthält Fruchtzucker, der nicht ganz so schnell ins Blut geht. Zu viel Fruchtzucker schadet der Leber.

Ausnahme Weintrauben

weintraube rotWeintrauben bestehen fast nur aus Traubenzucker und Wasser. Traubenzucker ist der Zucker, der so schnell wie kein anderer ins Blut aufgenommen wird. 6 bis 8 Stück (!!) Weintrauben haben so viel Zucker wie ein mittelgroßer Apfel – Finger weg.

Das ist das einzige Obst, das fast „verboten“ ist für Diabetiker.

1 bis 2 Portionen Obst pro Tag sind ok

apfel1 Portion Obst = ungefähr das, was in eine Hand passt: 1 mittlerer Apfel, eine mittlere Birne, 3 – 4 Marillen (Aprikosen) oder Zwetschken oder Pflaumen, eine Handvoll Kirschen, ein mittlerer Pfirsich, eine mittlere Orange, eine halbe Banane, 1Kiwi…

Eine feine Ausnahme: Beeren! Schwarzbeeren (Heidelbeeren), Himbeeren, Erdbeeren,… – da sind ca 200 Gramm eine Portion, das ist mehr als in eine Hand passt – Beeren sind sehr gutes Obst für Diabetiker!

5. Fleisch Wurst Käse Eier

enthalten keinen Zucker, keine Stärke.

spiegelei in pfanneSie erhöhen daher den Blutzucker-Spiegel kaum. Vom reinen Zucker–Standpunkt her bedenkenlos. Problem: die fettreichen Sorten haben viele Kalorien und viel Fett…aber das ist eine andere Geschichte

Interessant: Frankfurter (Wiener) Würstchen dürfen kein Mehl enthalten.

6. Beilagen

Kartoffel, Nudeln, Reis, Semmelknödel, Nockerl, Gnocchi…

enthalten Stärke, die im Körper zu Zucker abgebaut wird. Kleinere Mengen („kleine Gasthaus-Portion“) sind in der Regel unproblematisch für Diabetiker, große Mengen können den Blutzucker recht stark erhöhen.

Vollkorn-Nudeln werden langsamer abgebaut, ihre Stärke wird nur langsam in Zucker umgewandelt und belastet daher den Blutzucker-Spiegel nicht so heftig.

Dasselbe gilt für al dente gekochte Nudeln: sie brauchen deutlich mehr Zeit zum Verarbeiten im Körper und sind daher günstiger als weich gekochte.

Achtung vor dem Reis beim Chinesen: da isst man meist mehr als man denkt und der Reis ist weich gekocht und erhöht den Zucker-Spiegel stark.

7. Brot und Gebäck:

semmelIn „normalen“, eher kleinen Portionen für die meisten Diabetiker ok. Je mehr Vollkorn, desto langsamer wird’s abgebaut, desto sanfter die Belastung für den Blutzucker-Spiegel

8. Mehlspeisen, Desserts, Kuchen, Torte:

torteJeden Tag essen wär nicht gut.

Bei Einladungen, besonderen Anlässen eher ein kleineres Stück, eher etwas ohne Glasur. Natürlich enthält ein Stück trockener Gugelhupf (Napfkuchen)weniger Zucker als die Schwarzwälder Kirschtorte oder die Eszterhazy-Schnitte!

 

9.Milch und Milchprodukte:

der Milchzucker-Gehalt in Sauerrahm, Schlagrahm (Schlagsahne), Magerjoghurt, Milch ist fast gleich hoch – es ändert sich vor allem der Fett-Anteil (und damit die Kalorien…). Milchzucker erhöht auch etwas den Blutzucker-Spiegel.

Frischkäse hat weniger Milchzucker, Weichkäse noch weniger, Hartkäse fast gar keinen mehr.

1 -2 Portionen Milchproduket pro Tag sollten für die meisten Diabetiker ok sein! 1 Portion ist  1/4 Liter = 250ml.  Also gerne Milch in den Kaffee, 1 Joghurt oder z.B. Hüttenkäse.

So, das wär unser Überblick. Gar nicht so kompliziert, oder?

Achtung: alle, die Medikamente nehmen, die den Insulin-Spiegel erhöhen (Sulfonylharnstoffe, Repaglinid und natürlich Insulin selbst)lesen bitte noch weiter:
auch wenn Sie nicht genau mit Broteinheiten rechnen müssen, müssen Sie, wenn Sie diese Medikamente nehmen, doch beachten, dass Ihre Mahlzeiten genug Kohlenhydrate enthalten, damit Sie keine Unterzuckerung – Hypoglykämie – bekommen! Bitte mit Ihrem Diabetes-Team besprechen!


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