Warum ist mein BZ morgens höher? - Zuckertante.at

Warum ist mein BZ morgens höher?

Titebeild wieso ist BZ höher norgens

Frage: Meine Zuckerwerte sind morgens höher als abends, ohne dass ich etwas dazwischen esse, manchmal  ein halbes Glas Wasser sonst nichts?

Die Zuckertante sagt: ja, das gibt es! Bei vielen Diabetikern! Die kommen dann, knallen das Zuckerbüchlein auf den Tisch: „Das gibt‘s doch nicht! Die ganze Nacht esse ich nichts und der blöde Zucker geht hoch!“  Alle ärgern sich darüber und viele wollen ganz genau wissen, warum das passiert. Es ist ein bisschen kompliziert:

 Morgens höhere Zuckerwerte als beim Schlafengehen – darüber ärgern sich viele 

Die morgendliche “Aufwachreaktion”

ist dran schuld! Um die zu verstehen müssen wir uns mit anderen Hormonen als nur mit dem Insulin beschäftigen:

Säugetiere - und Menschen! - wachen morgens auf, wenn es hell wird. Schon in den Stunden davor bereitet sich der Körper aufs Aufwachen vor:  Sie liegen im Bett, schlafen  noch gut,  und schon beginnen Ihre Hormone zu arbeiten, denn:
das Munterwerden wird von Hormonen gesteuert. Ihr Körper „weiß“ in der Nacht, wann es wieder hell wird!

Die Nebenniere

ist ein kleines Organ  oberhalb der Nieren, dort werden wichtige Hormone produziert: Adrenalin, Noradrenalin, Cortisol.
In den frühen Morgenstunden fängt  die Nebenniere an zu arbeiten: sie produziert etwas mehr von den Stresshormonen Adrenalin und Noradrenalin. Und schickt die ins Blut.  Gesteuert durch den Hell-Dunkel-, den Tag-Nacht-Rhythmus beginnt das jede Nacht in den Stunden bevor es hell wird.

Die beiden Stress-Hormone stellen den Körper langsam auf das Aufwachen, auf den kommenden Tag ein. Das Herz schlägt schneller, der Blutdruck steigt ein bisschen - und die beiden befehlen auch der Nebenniere, wieder mehr Cortisol herzustellen.

Cortisol

Cortisol ist die natürliche Form von Cortison, das wir als Medikament verwenden.  Wir alle haben dauernd Cortisol im Körper, es ist ein wichtiges Hormon, das mit wach sein, Energie haben, Infekte abwehren. zu tun hat. Das Cortisol möchte den Körper “auf Touren” bringen.

Zu unterschiedlichen Tageszeiten haben wir unterschiedlich viel Cortisol im Blut. Das ist besonders morgens wichtig!

wecker

Es sagt der Leber, sie soll Zucker aus ihren Speichern ins Blut rinnen lassen. Das tut die Leber dann auch brav, und so wird der Zucker im Blut mehr. Das kann man messen: Der Blutzuckerspiegel steigt an,  und weil frühmorgens mehr Cortisol aus der Nebenniere kommt, wird bei jedem Menschen in den frühen Morgenstunden der Zucker im Blut mehr.

Bei gesunden Menschen merkt die Bauchspeicheldrüse, dass da jetzt mehr Zucker im Blut herumschwimmt. Nun muss sie auch so früh am Morgen zu arbeiten beginnen: sie gibt mehr Insulin ins Blut ab und beginnt auch gleich, mehr Insulin nach zu produzieren.

Aufgabe von Insulin ist ja, Zucker aus dem Blut in die Körperzellen einzuschleusen, vor allem auch in die Muskelzellen. Muskelzellen brauchen kleine Zuckerspeicher, damit sie schnell und kräftig und zuverlässig arbeiten können.  Wenn morgens mehr Zucker im Blut herumschwimmt, sollten das meiste davon die Muskelzellen bekommen.

Um gleich gut in den Tag starten zu können, ist es gut, morgens die Muskel-Speicher vollzufüllen, schon bevor das Tierchen oder der Mensch aufwacht. Wenn alles gut funktioniert, sind die Muskeln beim Aufwachen voll Energie - der Tag kann beginnen. So sollte das sein. Aber bei Diabetikern….

Die Zuckertante erzählt: “Da möchte ich Ihnen etwas erzählen: Bei Löwinnen ist das ein bisschen anders, die jagen ja in der Nacht. Die brauchen volle Muskelspeicher spätabends. Und da beginnt der Anstieg der Stresshormone abends, wenn sich das Licht in der Steppe ändert, wenn die Abenddämmerung beginnt. So geht die Löwin mit Muskeln voller Zucker in die Nacht und hat dann genug Kraft und Ausdauer zu jagen - ist doch faszinierend!”

Aufwachreaktion bei Diabetikern

Bei Diabetikern kann es sein, dass das Ganze nicht so perfekt funktioniert. Wie bei allen Menschen steigen auch bei Diabetikern die Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin in den Morgenstunden an, sie mobilisieren Cortisol, das Cortisol bewirkt den Zuckerausstrom aus der Leber. Bis daher läuft alles ab wie bei Gesunden.

Aber die Muskelzellen von Diabetikern haben oft Schwierigkeiten, Zucker schnell einströmen zu lassen („Insulinresistenz“) und Bauchspeicheldrüse schafft es bei vielen Diabetikern schafft sie es nicht, zusätzliches Insulin schnell bereit zu stellen.

So ist durch den Zucker-Ausstrom aus der Leber der Zucker im Blut mehr geworden. Die Zuckerwerte steigen an. Wenn die Muskelzellen nur schwer Zucker einlassen und wenn zu wenig Insulin im Blut herumschwimmt, dann bleibt der Zucker länger im Blut.

So kommt es, dass Diabetiker mit einem Blutzucker von 100mg% schlafen gehen und mit einem Blutzucker von 160mg% aufwachen können - OHNE dazwischen etwas gegessen zu haben!

Dieser Effekt ist bei verschiedenen Diabetikern ganz verschieden stark.

Die Zuckertante sagt: „Naja, einige sind halt unseren Vorfahren in der Steppe und im Urwald noch ähnlicher… 😉 . Sie können das ein bisschen verbessern, wenn Sie Ihren Stoffwechsel ankurbeln. Das geht am besten durch Bewegung! Es gibt Studien, die zeigen, dass ein Spaziergang nach dem Abendessen schon helfen kann, besser Nüchtern-Blutzucker-Werte zu haben

Was dagegen tun?

Wenn Sie bereits Insulin spritzen, wird der Insulin—Plan darauf abgestimmt.

Wenn Sie Ihren Diabetes noch nicht mit Insulin behandeln:
Solange der morgendliche Blutzuckeranstieg nicht allzu ausgeprägt ist, so lange Sie morgens keine allzu hohen Blutzuckerspiegel messen, muss man nicht unbedingt gleich etwas dagegen tun - wenn die Zuckereinstellung sonst passt und das HBA1c im Zielbereich ist.

Der morgendliche Zuckeranstieg ist nämlich medizinisch schwer zu beeinflussen: es gibt keine Tablette, die man abends einnimmt und die dann erst morgens wirkt.

Wenn man dagegen angehen will oder muss, weil der Anstieg doch zu stark ausfällt, dann wird man zuerst verschiedenen Kombinationen von Tabletten ausprobieren.

Am besten hilft oft, der Bauchspeicheldrüse nachts und vor allem in den Morgenstunden ein bisschen zu helfen: man spritzt einfach  abends ein wenig Insulin und entlastet so die Bauchspeicheldrüse. Damit sie nicht jede Nacht überfordert ist, weil sie nicht mehr genug Insulin für die Morgenstunden herstellen kann. Ein klein wenig zusätzliches Insulin macht ihr das Leben leichter und sie wird es Ihnen auch tagsüber mit besseren Zuckerwerten danken.

Das Insulin-Spritzen geht ganz einfach, und wenn Sie mit guten Nüchtern-Zuckerwerten in den Tag starten, dann freuen Sie sich, und Ihre Tabletten und Ihre Diät können viel besser wirken. Details dazu finden Sie unter https://www.zuckertante.at/insulin-abends/

Und wenn Sie ein wenig Begleitung brauchen können, bei Ihrer Reise mit dem Diabetes, schauen Sie einmal bei uns im Klub vorbei!
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die Zuckertante Dr. Pusarnig

Die Zuckertante grüßt
und wünscht allzeit gute Werte!


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