Welcher Typ bist Du? Einteilung des Diabetes mellitus. Diabetes Typ 1 bis Diabetes Typ 4. - Zuckertante.at
Von Susanne Pusarnig / 14. April 2021
Welcher Diabetes Typ

Diabetes – Typen
„Welcher Typ bist Du?“

Diese Frage steht am Anfang vieler Gespräche über Diabetes. Und viele Menschen glauben, es gäbe nur Diabetes Typ 1 und Diabetes Typ 2 - weit gefehlt! Obwohl... aber lesen Sie selbst: 

Was ist Diabetes? Die Definition:

„Diabetes mellitus bezeichnet eine Gruppe von Stoffwechselerkrankungen, deren gemeinsamer Befund die Erhöhung des Blutzuckerspiegels, die Hyperglykämie, ist.“   
(Leitlinie der Österreichischen Diabetes-Gesellschaft 2019)

Also: JEDE Krankheit, bei der der Blutzuckerspiegel dauerhaft erhöht ist, ist ein Diabetes mellitus. Egal WARUM der Blutzucker erhöht ist.

Am häufigsten sind Diabetes Typ 2 und Diabetes Typ 1, deshalb sind die auch am bekanntesten.

Da gibt es noch viel mehr! Aber alle anderen Diabetes-Formen sind sehr selten.

4 Diabetes-Typen gibt es:

5 Äpfel

Was ist Diabetes Typ 1?

4 INsulin Pens

Ohne Insulin können wir nicht leben.
Insulin wird in der Bauchspeicheldrüse von speziellen Zellen gebildet, den "Betazellen".
Die Betazellen werden  beim Typ 1 Diabetes durch Abwehrstoffe aus dem Immunsystem angegriffen und zerstört – es wird kein Insulin mehr produziert.

Das nennt man „absoluter Insulin-Mangel“.  
Ohne Insulin können wir nicht leben, es muss also bei Typ 1 Diabetes gespritzt werden.

Diabetes Typ 1 beginnt oft bei Kindern oder Jugendlichen.
Eine Diabetes Typ 1 Diagnose wird mit zunehmendem Alter immer seltener. 
Vereinzelt gibt es aber sogar über 60jährige, die Typ 1 Diabetes bekommen.

Was ist LADA- Diabetes?

LADA ist die Abkürzung für: „latenter Autoimmuner Diabetes der Erwachsenen (engl: Erwachsene -  = Adults)

LADA-Diabetes ist immunologisch bedingt. 
Das heißt, es werden die Zellen in der Bauchspeicheldrüse zerstört, die Insulin produzieren.

LADA-Diabetes tritt im Erwachsenen-Alter auf.
Die Zerstörung der Betazellen geht deutlich langsamer vor sich als beim „klassischen“ Typ 1 Diabetes.

Deshalb schaut LADA zunächst aus wie Typ 2 und kommt meist in den ersten 6 Monaten ohne Insulin aus. Dann wird die Einstellung immer schwieriger und meist führen Antikörper-Tests zur Diagnose.

Der LADA-Diabetes gehört zum Typ 1 Diabetes.

Was ist Typ-2-Diabetes?

Pillen

Typ-2-Diabetes beginnt damit, dass das Insulin nicht mehr gut an den Körperzellen wirken kann (Insulinresistenz).
Danach nimmt die Insulin-Produktion der Bauchspeicheldrüse langsam ab. Das nennt man „relativen Insulinmangel“.

Der Insulin-Mangel kann recht lange unentdeckt bleiben, der Blutzucker steigt meist sehr langsam an.
Nach einer unterschiedlich langen Zeit-Spanne reicht dann das Insulin auch beim Typ 2 Diabetes nicht mehr aus, und aus dem „relativen“ wird ein „absoluter“ Insulin-Mangel.

Leider können aber Störungen im Stoffwechsel schon lange vor spürbaren Anzeichen des Diabetes da sein, mit einem erhöhten Risiko für Schäden vor allem an den Blutgefäßen.

Was ist Typ 3 Diabetes?

Diabetes Labor


Darunter fasst man „andere seltene spezifische Diabetes-Formen“ zusammen.

Was ist Diabetes Typ 3a? MODY Diabetes.

verursacht durch Gendefekte in den Insulin-produzierenden Betazellen; auch MODY-Diabetes  genannt.  MODY = „Maturity Onset Diabetes of the Young“:

Ursache sind Mutationen von Genen des Zucker-Stoffwechsels.

Immerhin 2 -5 % der Diabetiker haben einen MODY-Diabetes! 

Er tritt oft schon in der Kindheit oder Jugend auf.

Bis jetzt kennt man 11 verschiedenen Mody-Formen.

Die Patienten sind meist nicht übergewichtig und haben besonders nach dem Essen hohe Werte. Die Diagnose ist schwierig und kann nur in Spezial-Labors erfolgen.

Was ist Diabetes Typ 3b? Entsteht durch Gendefekte der Insulinwirkung

Äußerst selten!

Was ist Diabetes Typ 3c?  Entseht durch Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse („pankreopriver Diabetes“)

Beispiele:

Entzündung = Pankreatitis oder Tumore
können große Teile der Bauchspeicheldrüse schädigen – das betrifft dann auch die Betazellen, die Insulin produzieren sollen.

Zystische Fibrose, auch Mukoviszidose genannt: 
eine angeborene schwere Stoffwechsel-Erkrankung.
In der Lunge und in der Bauchspeicheldrüse wird Schleim gebildet, der viel zu zäh ist und der die Organe schädigen kann.
Auch dabei kann die Insulin-Bildung gestört sein.
In Österreich werden alle neugeborenen Babys auf zystische Fibrose untersucht.

Hämochromatose:
abnormale verstärkte Eisen-Ablagerung in vielen inneren Organen

Was ist Diabetes 3d?  Aufgrund anderer Erkrankungen/Störungen von Hormondrüsen

Alle diese Krankheiten sind selten und betreffen weniger als 10 Menschen pro 1 Million!

Beispiele:
Cushing Syndrom:

entwickelt sich, wenn im Körper eine zu große Menge des Hormons Cortisol zirkuliert.
Die Folgen sind im gesamten Körper zu sehen: Die Patienten entwickeln Übergewicht, ein „Vollmondgesicht“ und einen „Büffelnacken“.
Außerdem steigt die Infektanfälligkeit, der Blutdruck schießt in die Höhe, es entwickeln sich Muskelschwäche und ein ständiges Durstgefühl.
Selten, ca. 10 von 1 Million Menschen

Phäochromozytom:
eine Krankheit der Nebenniere, bei der zu viele Stress-Hormone gebildet werden (Adrenalin, Noradrenalin, Dopamin). Bluthochdruck, oft Kopfschmerzen, Schweißausbrüche,…  
Selten, ca. 2  von 1 Million Menschen

Akromegalie
übermäßige Produktion von Wachstumshormon.
Tritt meist im Erwachsenen-Alter auf.
Da die langen Knochen nicht mehr wachsen können, vergrößern sich Nase, Finger, Zehen, Kinn und manchmal auch innere Organe, was zu vielen Beschwerden führen kann.
Jeder 4. davon Betroffene entwickelt auch einen Diabetes. Ursache ist oft ein gutartiger Tumor in der Hypophyse, der Hirnanhangsdrüse

Was ist Diabetes Typ 3e? Verursacht durch Chemikalien oder Medikamente

 Beispiele: Kortison, Neuroleptika, Alpha-Interferon,…

Was ist Diabetes Typ 3f? Verursacht durch Viren

Beispiele:
Zytomegalie, die auch die Bauchspeicheldrüse schädigen kann.

Röteln: wenn die Mutter in der Schwangerschaft Röteln bekommt, überträgt sie die Viren auf das Baby, das verschiedenen schwere Schäden bekommen kann. Unter anderem kann das Kind auch Diabetes bekommen.

Was ist Diabetes Typ 3g? Aufgrund  seltener Autoimmun-Erkrankungen

Sehr selten, ein Beispiel wäre das „Stiff Man Syndrom“, bei dem zuerst die Muskeln am Rumpf versteifen.

Was ist Diabetes Typ 3h? Verursacht durch genetische Syndrome

Beispiele:
Down Syndrom = Trisomie 21.
(heißt so, weil das Chromosom 21 statt doppelt dreifach vorhanden ist)
Geistige Behinderung, oft recht kleine Menschen, die auch andere körperliche Probleme haben können.
Menschen mit Down Syndrom bekommen deutlich häufiger Diabetes

Klinefelter Syndrom  bei Männern, Turner Syndrom bei Frauen:
Störungen der Geschlechts-Chromosomen, bei denen auch Diabetes häufiger ist.

Diabetes Typ 4:
So wird Schwangerschafts-Diabetes manchmal genannt.

Schmetterling
Er heißt auch  GDM  = Gestations-Diabetes  (Mellitus)  
Gestation = Schwangerschaft


Wenn in der Schwangerschaft bei der Mutter zum ersten Mal erhöhter Blutzucker festgestellt wird, spricht man von Schwangerschafts-Diabetes. 


Wenn der Blutzucker schon vor der 20 Schwangerschaftswoche erhöht ist, besteht der Diabetes sehr wahrscheinlich schon länger, wurde aber bisher noch nicht entdeckt. 


Wichtig: JEDE  Schwangere soll in der 24.-28 Schwangerschafts-Woche einen Zucker-Belastungstest machen lassen, bei Vor-Belastungen oder erhöhtem Risiko schon früher!

Typ 5 Diabetes? Gibt es das? 

2 Vögelchen auf einem Ast

Nein das gibts nicht!

Scherzhaft sagen manchmal Partner von Menschen mit Diabetes:
"Also mich betrifft das Leben mit Diabetes ja auch, ich sag einfach, ich hätte Diabetes Typ 5!"

Da ist schon was dran.
Ja klar, Diabetes ist zuerst einmal immer das "Problem" des Menschen, der die Krankheit hat. Oft hört man Tipps an Angehörige:
"Misch Dich nicht ein! Das tut Eurer Beziehung gar nicht gut!" - und auch das stimmt.

Bloß: wenn es zu schwereren Hypos oder zu Spätschäden kommt - dann ist der Partner, die Partnerin mit betroffen.

Von daher ist es als Angerhöriger sehr schwer, sich ganz rauszuhalten...

Aber das ist ein ganz eigenes Thema - dazu gibt es auch bald einen Beitrag hier! 

Vogerl bibbert
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  • Anita K. sagt:

    Liebe Frau Dr. Pusarnig,

    Das was Sie als „Typ 5“ bezeichnet haben, habe ich schon als „Typ F“ gelesen. F steht hier als Symbol für Familie oder Family.

    Liebe Grüße Anita

  • Kurt Wetzlinger sagt:

    Ich habe 3c ( nach einer Bauchspeicheldrüsenentzündung vor ca 28 Jahren) gibt es dafür besondere Medikamente? Ich spritze Lantos 26E am Abend, dazu morgens und abends je eine Synjardy 5mg/1.000mg.

    • Susanne Pusarnig sagt:

      Diabetes nach Bauchspeicheldrüsen-Erkrankung:
      Da kommt es darauf an, wie viel von der Drüse noch da ist und funktioniert.
      Wenn zB die ganze Drüse durch Operation entfernt wurde, dann weiß man das – das ist dann sehr ähnlich einem Typ 1 Diabetes und braucht vollen Ersatz von Insulin.
      Nach einer Entzündung kann es sein, dass die Drüse noch einiges an Insulin produzieren kann und dass man nur teilweise ersetzen muss, daher kann das schon passen, dass Sie nur ein Langzeit-Insulin, das Lantus, spritzen.
      Wenn das Lantus abends nicht mehr genug ist, merken Sie das daran, dass die Zuckerwerte ab späterem Nachmittag/Abend zu hoch werden, weil da das Lantus vom Vortag nicht mehr ausreichend wirkt.
      Also: spezielle Medikamente gibt es nicht, da muss man bei jedem und jeder genau schauen was er oder sie braucht.
      Außerdem brauchen Sie wahrscheinlich noch die Enzyme zur Fett-Verdauung, weil ja auch Verdauungssäfte der Bauchspeicheldrüse möglicherweise fehlen – die meisten nehmen da Kreon und auch da muss man schauen, dass die Dosis passt- – viele nehmen da eher zu wenig.


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