Ich trau mich ja kaum fragen: wie geht Insulin Spritzen GENAU? - Zuckertante.at

Ich trau mich ja kaum fragen: wie geht Insulin Spritzen GENAU?

Insulin Pens
Na, das ist eine richtig gute Frage, weil da hat sich tatsächlich einiges geändert in den letzten Jahren. Mit den neuen Insulinen – da ist das Insulin-Spritzen viel einfacher geworden.
Gehen wirs der Reihe nach durch: 6 Fragen – 6 Antworten:

Erste Frage: geschüttelt oder gerührt?

Also gerührt auf keinen Fall, schütteln kann vorkommen. Schauen Sie sich Ihr Insulin an. Ist das klar wie Wasser, so durchsichtig dass Sie kaum sehen, ob da überhaupt IRGENDWAS in der Ampulle ist? Dann ist alles in Ordnung, Sie brauchen nicht zu schütteln.

Oder sehen Sie so komische weißliche Ansammlungen in der Ampulle, oder Schlieren? Dann haben Sie eins der „trüben Verzögerungsinsuline“. Das ist eigentlich  schnell wirksames Normalinsulin, dem ein Stoff zur Verzögerung beigemischt wurde. Bei diesen heute auch schon wieder „altmodischen“ Insulinen wie z.B. Insulatard oder Insuman Basal, ist der „Verzögerungs-Stoff“ Protamin – und das ist genau das, was Sie als weißliches Etwas in der Ampulle in Ihrem Pen sehen.

roter PenWenn Sie also so ein Insulin in der Hand haben, müssen Sie es gut durchmischen, damit es schön langsam und richtig verzögert wirkt. Sie machen das einfach so: Den Pen auf den Kopf stellen und dann wieder zurück und dann 20mal hin und her – entweder kippen oder rollen. Aber laaaangsam! Wenn Sie dann den Pen gegens Licht halten, sollten Sie eine gleichmäßig trübe Flüssigkeit sehen. So ist das richtig, nun ist der Pen fertig. Sie können Ihr Insulin spritzen!

Alle andere, die klaren Insuline, brauchen Sie nicht schütteln oder rollen. Die verwenden Sie einfach so wie sie sind.

2. Frage: funktioniert das alles?

Wenn Sie einen neuen Fertigpen zur Hand nehmen – oder wenn Sie die Ampulle in Ihrem Pen wechseln und dann wieder Insulin spritzen wollen – dann müssen Sie als erstes überprüfen, ob eh alles gut funktioniert. Einfach so, zur Sicherheit.

Sie schrauben also eine frische Nadel vorne auf den Pen drauf und spritzen ein paar Einheiten in die Luft. So 4 – 6 Einheiten. Wichtig ist, dass Sie dann eine kleine Fontäne sehen oder dass sich zumindest ein Tröpfchen Insulin an der Nadelspitze zeigt. Wenn ja: alles in Ordnung, Pen und Nadel funktionieren, Sie können den Pen verwenden. Wenn Sie das nächste Mal Insulin spritzen wollen, reicht es, dass Sie nur 2 Einheiten vorher rausspritzen, und dann eben so viele Einheiten wie Sie brauchen.

3. Frage: Wohin soll man denn das Insulin spritzen?

Skizze Bauch Früher gabs einmal die Regel: „Schnelles Insulin in den Bauch, lang wirksames in den Oberschenkel!“ Mit den lang wirksamen modernen Insulinen heute gilt das nicht mehr, Sie können die genausogut in den Bauch spritzen. Sie nehmen also Bauch und / oder Oberschenkel.
Eins ist wirklich wichtig:  dass Sie die Spritz-Stellen gut abwechseln, nicht immer dieselbe Stelle erwischen. Weil sich da sonst Verhärtungen bilden können. Und wenn Sie in diese Verhärtungen reinspritzen, dann nimmt der Körper das Insulin nicht gleichmäßig auf. Dann wirkt Ihr Insulin nicht so wie Sie es gerne hätten. Sondern „irgendwie komisch und unberechenbar“. „Verbrauchte“ Spritz-Stellen sind sehr oft an schwankenden Zuckerwerten schuld!

Noch etwas ist auch bei den neuen Verzögerungs-Insulinen wichtig: Sie sollten wirklich nur unter die Haut spritzen, nicht in den Muskel. Das schaffen aber ohnehin nur sehr schlanke Menschen oder Ältere mit ganz wenig Fett am Bauch und an den Oberschenkeln. Das führt uns zur

4. Frage: Wie lang soll die Nadel sein?

Früher gabs die Regel: je dicker der Mensch, desto länger die Nadel. Für mich hat sich das immer ein bisschen nach Bestrafung angehört… weils nämlich unlogisch ist! Immer auf die armen Dicken….
Jetzt ist es amtlich: Die Haut von dicken Menschen schaut genau so aus wie die von dünnen! Sie ist ca. 2 Millimeter dick, mit einer 4 mm Nadel spritzen Sie  ganz sicher UNTER die Haut, dahin wo das Insulin eben hin soll.

Also sind heute 4 mm und 6 mm lange Nadeln en vogue. Die 4 mm Nadeln kann man ganz einfach senkrecht einstechen, da muss man nicht extra mit der anderen Hand eine Hautfalte bilden.

grüner Pen

6 mm Nadeln können entweder auch senkrecht oder im 4 Grad Winkel eingestochen werden, also „halb-schief“. Nur Kinder und sehr sehr schlanke Menschen machen bei 6 mm Nadeln eine Hautfalte.

Wie lang die Nadel sein soll, das richtet sich heute mehr nach der Menge des Insulins. Je kürzer die Nadel ist, desto größer ist die Gefahr, dass Insulin zurück läuft, aus der Stichstelle wieder rauskommt. Also sagt man, wenn Sie mehr als ca. 20 Einheiten auf einmal spritzen, sollten Sie doch lieber die 6 oder noch besser die 8 mm langen Nadeln nehmen!

5. Frage: wie tuts weniger weh?

Größere Insulin-Mengen bilden größere Tropfen unter der Haut und tun daher stärker weh.

Wenn Sie viel Insulin brauchen, könnten Sie Ihren Arzt fragen, ob es für Sie nicht auch höher konzentriertes Insulin gibt, also Insulin mit 200 oder 300 Einheiten je Milliliter. Diese neuen Insuline gibts nur in Fertig-Pens. Wenn Sie damit Ihre gewohnte Menge spritzen, ist der Tropfen deutlich kleiner– und tut weniger weh.

Das Allerwichtigste, damit es weniger weh tut beim Stechen: Schnell stechen! So nach der Devise „Augen zu und durch!“

6.Frage: aber wenn ich mich doch so sehr fürchte vorm Stechen?

Ungefähr jeder 25. Mensch hat wirklich wirklich Angst vor Nadeln und fürchtet sich vor jedem einzelnen Stich. Schon blöd, wenn man dann Insulin spritzen muss.

Im Moment gibt es (noch) keine andere Möglichkeit, bei Angst vor Spritzen ( „Spritzen-Phobie“) können Sie derzeit nichts anders machen als alle Tipps berücksichtigen: kurze Nadel, am besten nur 4mm, schnell senkrecht durch die Haut, dann langsam spritzen, die Nadel  einige Sekunden im Gewebe lassen – am besten zählen Sie langsam von 1 bis 5.

Skizze Bauch mit SpritzstelleUnd ausprobieren, wo es weniger wehtut – trauen Sie sich einmal am Bauch zu spritzen, Sie werden überrascht sein wie wenig Sie dort spüren!

Ein kleiner Trost: Die Forscher arbeiten an anderen Möglichkeiten: vielleicht gelingt es doch einmal, Insulin so zu verpacken, dass man es schlucken kann – oder vielleicht  gibt es einmal ein Pflaster, das Insulin unter die Haut abgibt durch ganz feine Mikro-Nadeln, die man nicht spürt…oder…oder… träumen wir davon!


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