Medikamente, die an der Niere wirken - Jardiance, Empaglifozin, Forxiga, Dapaglifozin - Zuckertante.at
Pillen

Medikamente, die an  der Niere wirken

Jardiance, Forxiga (Empaglifozin, Dapaglifozin)


Diese Medikamente gehören zur Gruppe der SGLT2-Hemmer, sie wirken auf dieselbe Weise. Das Bekannteste ist das Empaglifozin, das Jardiance.
Alles was ich in diesem Artikel über Empaglifozin sage, gilt auch für die anderen Medikamente aus dieser Gruppe.

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Wirkung auf den Blutzucker

Empaglifozin wirkt vor allem an den Nieren.
Aber wie genau funktioniert das?
Nun, Empaglifozin nutzt einen speziellen Notfallmechanismus im Körper.
Wenn der Zuckerspiegel im Bluteinen bestimmten Wert überschreitet, beginnt die Niere, den überschüssigen Zucker mit dem Harn auszuscheiden.
Dadurch hilft die Niere dabei, hohe Zuckerwerte zu vermeiden. Das passiert ab ca 200mg%  - 11mmol/l Blutzucker

Empaglifozin sorgt dafür, dass die Niere bereits ab einem niedrigeren Blutzuckerspiegel den Zucker mit dem Harn ausscheidet, als es normalerweise der Fall wäre.

Das bedeutet, dass Empaglifozin den Körper dabei unterstützt, überschüssigen Zucker loszuwerden und so die Blutzuckerwerte zu kontrollieren.

Empaglifozin erhöht also nicht die Menge von Insulin im Blut, sondern wirkt sozusagen indirekt – das führt dazu, dass unter Empaglifozin kaum Hypos (Unterzuckerungen)auftreten..

Mit dem ausgeschiedenen Zucker verliert der Körper auch einige Kalorien.  Deshalb nehmen viele Menschen, die Empaglifozin einnehmen, zu Beginn der Behandlung ein paar (wenige) Kilos ab.

Wirkung am Herzen

Neben der Blutzuckerkontrolle hat Empaglifozin einen weiteren wichtigen Vorteil:

Es schützt das Herz. 

Selbst Menschen in den frühen Stadien einer Herzschwäche können von diesem Medikament profitieren. Tatsächlich wurde Empaglifozin im Sommer 2021 zur Behandlung von Herzinsuffizienz (Herzschwäche) zugelassen, selbst für Menschen ohne Diabetes.

Wie genau funktioniert dieser herzschützende Effekt?
Einerseits bewirkt Empaglifozin eine leichte entwässernde Wirkung, was den Blutdruck minimal senken kann und für Menschen mit Herzschwäche vorteilhaft ist.
Darüber hinaus hat das Medikament auch positive, schützende Auswirkungen auf die Herzmuskelzellen.

Wirkung an der Niere

Wenn Sie Empaglifozin zur Behandlung von Typ 2 Diabetes einnehmen, erhalten Sie also nicht nur eine bessere Blutzuckerkontrolle, sondern auch den Zusatznutzen des herzschützenden Effekts.

Eine weitere positive Wirkung des Medikaments ist die Verbesserung der Nierenfunktion.
Bei Menschen, die bereits eine Nierenschädigung durch Diabetes haben, kann Empaglifozin dazu beitragen, dass sich die Nierenfunktion über die Zeit verbessert.

Nebenwirkungen

Allerdings müssen Sie beachten, dass Empaglifozin auch einige Nachteile mit sich bringen kann, insbesondere wenn Ihr Diabetes nicht gut eingestellt ist.

Wenn Ihr Blutzuckerspiegel über einen längeren Zeitraum hinweg erhöht ist, enthält Ihr Harn immer wieder Zucker.
Das kann zu vermehrten Harnwegsinfektionen führen, insbesondere bei Frauen, sowie zu Pilzinfektionen im Intimbereich.

Es ist wichtig, auf gute Hygiene zu achten, wenn Sie Empaglifozin einnehmen.
Sprechen Sie mit Ihrem Arzt darüber, wie Sie Infektionen vermeiden können, insbesondere im Genitalbereich. Dazu gehören das korrekte Abtrocknen nach dem Duschen und die Vermeidung von Richtungswechseln beim Abwischen.
Aber mehr als 90% der Anwender haben keine Probleme mit Infektionen.

Achtung!

Neben den genannten Vor- und Nachteilen gibt es auch Risiken, die mit der Einnahme von Empaglifozin verbunden sind.
Eine seltene, aber ernste Nebenwirkung ist die Ketoazidose, eine Übersäuerung des Blutes. Besonders gefährdet für Ketoazidose sind Menschen, die bereits Insulin spritzen, aber weiterhin hohe Blutzuckerwerte haben.

Menschen, die eine sehr kohlenhydratarme Diät mit Ketose betreiben, sollten ebenfalls vorsichtig sein, da Empaglifozin die Neigung zur krankhaften Ketoazidose verstärken kann. Es ist wichtig, eng mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin zusammenzuarbeiten, um das Risiko von Komplikationen zu minimieren.

Wenn Sie eine schwere Erkrankung haben, sollten Sie Empaglifozin vorübergehend absetzen. Beispielsweise bei hohem Fieber oder schweren Infektionen wie einem Brechdurchfall oder einer  Lungenentzündung. Besprechen Sie dies jedoch unbedingt mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin.

Zusammenfassung

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Empaglifozin ein wichtiges Medikament für Menschen mit Typ 2 Diabetes ist.

  • Es wirkt an den Nieren, um den Blutzuckerspiegel zu kontrollieren,
  • schützt das Herz und
  • kann die Nierenfunktion verbessern. 

Es gibt jedoch auch einige Nebenwirkungen und Risiken, die beachtet werden sollten.

Bitte beachten Sie, dass die Entscheidung, Empaglifozin einzunehmen, immer in Absprache mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin getroffen werden sollte. Jeder Patient ist individuell und es ist wichtig, dass die Therapie auf die Bedürfnisse des Einzelnen abgestimmt wird.

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Das können Sie gleich unterhalb dieses Artikels tun!
Kommentare werden erst sichtbar, wenn ich sie gelesen -und meistens auch beantwortet - habe!

die Zuckertante Dr. Pusarnig

Die Zuckertante grüßt
und wünscht allzeit gute Werte!

  • M. Mueller sagt:

    Sehr geehrte Frau Dr. Pusarnig,
    ich bin von Ihrer Aufklärung zu den Medikamenten sehr angetan und möchte Ihnen nur eine Frage stellen, da ich aufgrund der Empfehlung meiner Ärztin erst drei Tabletten des Medikaments „forxiga“ mit 10 mg genommen habe.
    Ich bin 75 J. alt, männlich und habe in 2017 einen Herzinfarkt gehabt, wo mir 4 Stents eingesetzt wurden. Ich habe keine Diabetis-Erkrankung, aber der Nieren-GFR-Wert nach CKD-EPI wurde Anfang d.M. mit 43 ml/min gemessen. Das bedeutet wohl eine chronische Niereninsuffizienz nach KDIGO Stad. 3b.
    Meine Ärztin (Internistin und Kardiologin) empfahl mir dann die konstante Einnahme von „forxiga“ als zus. Schutz vor einer zu raschen Verschlechterung meiner Nieren.
    Würden Sie mir dasselbe Medikament mit der gleichen Dosierung empfehlen und sollte ich an etwas denken, was Sie vielleicht als besondere Empfehlung mir noch nennen können?
    Ich danke Ihnen im Voraus ganz herzlich für eine Antwort von Ihnen!
    Mit freundlichen Grüßen
    M. Mueller

    • Susanne Pusarnig sagt:

      Sehr geehrter Herr Müller, danke für Ihre netten Worte!
      Ich kann – und darf! – Ihnen natürlich nicht irgendwas empfehlen ohne Sie zu kennen.
      Aber ganz allgemein: Forxiga hat in vielen Studien gezeigt, dass es die Nierenfunktion, also die „Leistung“ der Nieren, bei Nierenschwäche verbessert UND zusätzlich einen guten Schutz fürs Herz gibt, besonders geeignet bei drohender Herzschwäche („Kardiale Insuffizienz“).
      Ja, es wurde zuerst als Diabetes-Medikament entwickelt – und ist da auch sehr hilfreich – aber als man dann die schönen Auswirkungen auf Herz und Nieren gesehen hat, wurde die Zulassung erweitert: Das Medikament kann auch Menschen gegeben werden, die gar keinen Diabetes haben, wohl aber eine Herz- und/oder Nieren-Schwäche. Dabei passt sehr oft die Dosierung 10 mg einmal täglich.
      Bitte besprechen Sie mit Ihrer Fachärztin, was für Sie das Richtige ist!
      Alles Gute weiterhin, Susanne Pusarnig


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