Hypo? Kann ich eine bekommen? - Zuckertante.at

Hypo? Kann ich eine bekommen?

Pen oder Pille

Ja, Sie lesen richtig: kann ich eine Hypo bekommen? DIE Hypo – so sagt man in Deutschland, hab ich gelernt. OK, eigentlich ist DIE Hypo logischer als das in Österreich gebräuchliche DER Hypo, steht HYPO doch als Abkürzung für die Hypoglykämie…. das  nur vorweg.

„Kann ich überhaupt eine Hypo bekommen? Wie wäre das? Wann kann das passieren?  Was kann mir da passieren?“

 

Das ist die Frage, die mir in meiner  Ordination bei Diabetes-Beratungen und in Mails sicher am häufigsten gestellt wird, denn:

Angst vor Hypos – das kennt fast jeder Diabetiker!

 

Wer sich gut um seinen Zucker kümmern will, sollte gut über Hypos Bescheid wissen. 
Hypo = „Unterzucker“  = zu wenig Zucker im Blut. 

An den Fragen oben sehen Sie schon, dass es zu Hypos sehr viel zu erzählen, zu erklären gibt. Ich habe vor einiger Zeit angefangen, Wichtiges zum Thema Hypo aufzuschreiben. Ich wollte einen schönen langen Blog-Artikel darüber schreiben. Aber dafür ist das Thema viel zu groß! Deshalb hab ich mich jetzt entschlossen, ein E-Book draus zu machen. Der Rohtext ist fertig, jetzt geht’s an die Korrektur und dann muss ich noch rausfinden wie man so ein Buch veröffentlichen kann. Hier und heute gehts – als kleine Vorschau- um die

  1. Frage: welche Tabletten können überhaupt Hypos auslösen? Und wenn ich Insulin spritze, wann muss ich mich vor Hypos in Acht nehmen?

Diabetes tablettenManchmal kommen Leute zu mir, die nur solche Tabletten nehmen, die gar keine Hypos auslösen könnenAngst davor haben sie trotzdem! Und das ist so schade, weil es manchmal eine gute Diabetes-Einstellung verhindert!
Das kann so weit gehen, dass man sich nicht traut, gute, tiefe Blutzucker-Werte anzustreben. So weit, dass jemand schon vorsorglich Traubenzucker nimmt,  wenn der BZ etwa bei 90 oder 100 mg% liegt, damit der „ja nicht weiter runtergeht“.

In diesem Beitrag zeige ich Ihnen, welche Tabletten überhaupt Hypos auslösen können- und welche nicht.

Einen kurzer Text dazu als Leseprobe aus meinem geplanten Hypos-Buch bekommen Sie hier, da ist auch noch eine Hypo-Geschichte drin: zum Bestellen der Leseprobe

Das wichtigste: nur Medikamente aus der Gruppe der Sulfonylharnstoffe erhöhen den Insulin-Spiegel. Insulin senkt den Blutzucker – mehr Insulin senkt den Blutzucker stärker! Genau das will man ja, wenn man solche Medikamente nimmt, aber: die können Hypos auslösen, wenn man nicht weiß, wie man mit ihenn umgehen soll!

Wenn Sie nicht sicher sind, ob Sie eine von diesen Tabletten nehmen, die Hypos auslösen können: schauen Sie in meiner „Medikamenten-Suchmaschine“ nach! Dort hab ich für Sie alle in Österreich erhältlichen Medikamente aufgelistet, und für jedes erkärt, wie  es wirkt und natürlich auch wie es sich mit Hypos verhält, wenn man dieses Medikament nimmt. Die Medikamenten-Suchmaschine ist kostenlos für Sie – schauen Sie einfach rein!

So, nun wissen Sie, ob Sie Medikamente nehmen, die direkt Hypos auslösen können. Fein.

Bitte helfen Sie mir: Ich bemühe mich darum, die Liste vollständig zu halten. Aber vor allem die Generika, die „Nachbau-Medikamente“ kommen so schnell auf den Markt, dass ich einmal etwas übersehen kann: Wenn Sie ein Medikament nehmen, das Sie NICHT in der Medikamenten-Suchmaschine finden, bitte schreiben Sie mir ein Mail an frage@zuckertante.at 

Aber leider: selbst wenn Ihre Medikamente „ungefährlich“ sind in Bezug auf Hypos, können Sie trotzdem die Anzeichen für zu tiefen Zucker unangenehm spüren – obwohl Ihr aktueller Blutzucker im „grünen Bereich“ ist. Warum das so ist, das erkläre ich Ihnen im nächsten Beitrag.

Hier noch eine kleine Hypo-Geschichte, bei der ich gar nicht gut wegkomme. Ich erzähle sie Ihnen trotzdem, weil sie so eindrücklich ist und sich gut dafür eignet, Respekt vor Hypos zu bekommen:

Es war in meiner Zeit in der Diabetes-Ambulanz im Krankenhaus Hietzing in Wien.
Dazu muss man wissen, dass gleich hinter dem Krankenhaus eine lange Straße verläuft, die zu einem schönen Grün-Areal führt, den „Lainzer Tiergarten“. Diese Straße fährt alle halben Stunden ein Autobus entlang und da wohnten einige unsere Ambulanz-Patienten.
So auch eine ganz liebe kleine alte Dame. Sie ging schon etwas gebeugt, hatte eine graue Löckchen-Frisur und alle in der Ambulanz mochten sie wegen ihrer Liebenswürdigkeit sehr gerne.
TrinkglasEines Tages sah ich sie aus dem Blutabnahme-Zimmer kommen. Sie setzte sich auf einen Sessel am Gang, zog aus ihrer Einkaufstasche eine kleine Flasche mit Wasser und eine kleine Dose hervor, warf sich mit geübtem Schwung ein paar Tabletten in den Rachen und trank dazu ihr Wasser. Dann sprang sie auf und eilte forschen Schrittes auf den Ausgang zu.
„Frau S., waren Sie grad bei der Blutabnahme? Haben Sie da jetzt Ihre Diabetes-Tabletten genommen?“
„ Ja, die und alle meine anderen Tabletten!“
„Und was machen Sie jetzt?“
„Jetzt fahre ich mit dem Bus nach Hause.“
„ Aber Frau S., Sie wissen doch, Ihre Tabletten dürfen Sie nur dann nehmen, wenn Sie sehr bald danach Frühstück essen – bitte gehen Sie doch ins Café und kaufen Sie sich dort etwas Gutes!“
„Aber nein Frau Doktor, das Café ist so schrecklich teuer“ – das stimmte – „und ich hab doch bloß die 2 Stationen mit dem Autobus, Sie wissen, ich wohne gleich hinter eurem Spital“ – und ich hab sie gehen lassen… 2 Stunden später war sie wieder da – fast bewusstlos als Notfall von der Rettung gebracht. BZ 28 mg% – HYPO !

Was war geschehen: sie ist in ihren Autobus eingestiegen, war die einzige Passagierin, hat mit dem Busfahrer nett geplaudert – bumms, ein Zusammenstoß mit einem Auto, das den Vorrang des Busses nicht beachtet hatte. Der Busfahrer hat sie gebeten zu bleiben bis die Polizei kommt, damit er eine Zeugin hätte, dass er alles richtig gemacht hat.
Die alte Dame war natürlich aufgeregt, hat ihre Tabletten längst vergessen, hat auf die Polizei gewartet und wollte dann, schon fast eine Stunde später, alleine nach Hause gehen. Und da wurde ihr übel und dann wusste sie kaum mehr etwas – die Tabletten hatten angefangen zu wirken und den BZ  gesenkt, was ja auch die Aufgabe ihrer Tabletten war – bloß hatte sie ja nicht gegessen und deshalb fiel ihr Zucker in einen viel zu tiefen Bereich.

Mir tat sie so leid, und ich hatte ein furchtbar schlechtes Gewissen – ich wusste doch, und erklärte das unseren Patienten so oft:

2 RufzeichenWenn man Tabletten aus der Familie der Sulfonylharnstoffe nimmt, dann darf man die nur nehmen, wenn danach auch ganz sicher das gewohnte Essen kommt.

 

Ich konnte mir selbst kaum erklären, warum ich mich auf diese Ausnahme eingelassen hatte – ich hätte ihr zumindest einen Traubenzucker aufdrängen können bevor sie unsere Ambulanz verließ.

Glauben Sie mir, das hat mich wieder aufmerksamer und vorsichtiger werden lassen! Von da an hatte ich wieder gebührenden Respekt vor diesen Tabletten!

Und  wenn man Insulin spritzt?

 

Da kann ein Hypo prinzipiell nur während der Wirkzeit des Insulins auftreten. Wie lange die ist? Eigentlich ganz einfach: „schnelle“ Insuline wirken bis 5 Stunden lang. Das sind Insuline, die man direkt zum Essen spritzt, sie werden nur von Diabetikern verwendet, die mit BE, mit Broteinheiten rechnen, und die bei jedem Essen ganz genau berechnet passend Insulin spritzen.

grüner Pen

grüner Pen

Langzeit-Insulin: Da gibt es 2 Gruppen, und ganz grob und vereinfacht gesagt: wenn Sie ein Langzeit-Insulin haben, das Sie vor Gebrauch schütteln müssen, und das dann eine trübe Flüssigkeit ist, dann haben Sie ein Insulin, das in den ersten 6-8 Stunden stärker und dann noch insgesamt maximal 14- 18 Stunden lang wirkt und mit der Zeit immer schwächer wird.  Diese Insuline haben übrigens meist eine grüne Markierung, auf der Schachtel und am Pen oder der Ampulle!

Für alle anderen Langzeit-Insuline, also für alle klaren „durchsichtigen“ Langzeit-Insuline gilt: rechnen Sie zur Sicherheit damit, dass die den ganzen Tag oder fast den ganzen Tag (Levemir, Lantus, Glargin,…) wirken. Prinzipiell können in der Wirkzeit Unterzuckerungen auftreten, aber auch da nur dann, wenn Sie sich anders als gewohnt verhalten – weniger oder nichts essen, ungewohnte Bewegung machen…

Mehr dazu wird es in meinem Hypo-Buch geben.

Einen kurzer Text dazu als Leseprobe aus meinem geplanten Hypos-Buch bekommen Sie hier, da ist auch noch eine Hypo-Geschichte drin: zum Bestellen der Leseprobe

Bleibt die Frage, warum man Hypo-Anzeichen haben kann, auch wenn der Blutzucker eigentlich nicht zu tief ist. Darum wird es im nächsten Beitrag gehen!

Haben Sie Fragen, Geschichten zum Thema „Hypo“? Kommentieren Sie gleich hier!

  • Susanne Pusarnig sagt:

    na das ist ja eine komplizierte Frage. Genau erklären kann ich es nicht, ich kenne Ihre Behandlung nicht. Ein paar Gedanken dazu:
    Um 3 – 4 Uhr morgens ist der BZ ja auch bei Gesunden am tiefsten. Diabetiker, die ihren Zucker sehr straff einstellen, streben in dieser Zeit druchaus Werte um die 70-80 an. Womit haben Sie gemessen? Sensor? Libre?
    Nächste Fragen wären:
    – wie lang nach dem Essen waren die 199?
    – Hatten Sie bei der letzten Mahlzeit „gut bekannte BEs“ oder sind Sie nicht sicher über die BE-Menge?
    – Wie genau spritzen Sie denn? wirklich mit berechneten BE/berechneter Korrektur oder eher so „nach Erfahrung, ich weiß eh was ich brauche“?
    – welches Insulin hat noch gewirkt – spritzen Sie Basal-Insulin oder läuft eine Basalrate in einer Insulinpumpe?
    – was war am Tag davor? Bewegung, heftige Emotionen, „besonderes“ Essen, …
    – wieviel Insulin brauchen Sie normalerweise in 24 Stunden insgesamt und wie waren die Insulin-Mengen in den Tagen davor?
    – wie ist das Verhältnis Basalinsulin/ schnelles Insulin
    – haben Sie am Tag davor öfter korrigiert
    – warum haben Sie bei 199 überhaupt Sorge vor einer Hypo und korrigieren nicht? Kommen nächtliche Hypos häufiger vor? Sie hatten ja recht, Ihr „Gespür“ hat Sie nicht getrogen – meist liegt man mit so einem Gefühl ja richtig, nur sollte man dann den Ursachen auf den Grund gehen.
    – usw usw… Sie sehen, da gibts viel zu bedenken!
    Die Zuckertante grüßt
    und wünscht allzeit gute Werte.


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